Flüchtlinge in unsere Gesellschaft begleiten

Rund 200 Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Forschung trafen sich am 7. April zum eintägigen Symposium im Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten. Thema war: "Flüchtlinge in Deutschland: Integration ermöglichen – Zusammenarbeit stärken". Das Forum fand in Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung statt – als Folge des Berichts "Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik", den eine Expertenkommission der Stiftung erarbeitet hatte.

In seiner Eröffnungsrede forderte Bundespräsident Joachim Gauck, Flüchtlinge mit Bleibeperspektive auf dem Weg in unsere Gesellschaft zu begleiten. Eine Aufgabe, der sich Renate Hirsch von der Beratungsstelle "Chai" der BruderhausDiakonie seit vier Jahren widmet. Mit ihren Mitarbeiter/innen sowie ehrenamtlichen Helfer/innen berät und begleitet sie bleibeberechtigte Flüchtlinge in Kirchheim/Teck und Nürtingen. Beim Symposium in Berlin habe sie Rückendeckung für ihre Arbeit erfahren. "Hier habe ich meinen Arbeitsalltag auf bundespolitischer Ebene wiedergefunden."

Integration gemeinsam gestalten

Verschiedene Einzelveranstaltungen boten unterschiedliche Schwerpunkte. Beim Podium "Von der Aufnahme zur Integration vor Ort" diskutierten Praktiker aus Kommunen, Schulen, der Bundesagentur für Arbeit und der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe. "Ein interessanter, offener und authentischer Austausch", so Renate Hirsch im Rückblick. Der Appell aus der Praxis auf dem Podium: Die Integration solle so schnell wie möglich beginnen, ein Praktikum oder ein erster Job sollten parallel zum Sprachkurs starten. Interessante Gespräche ergaben sich in der Mittagspause ganz von selbst, erzählt Renate Hirsch. Mit Häppchen und erhabenem Blick auf den Garten vor dem Schloss Bellevue.

Austausch auf Augenhöhe

Nachmittags debattierten die Teilnehmer parallel in sieben Arbeitsgruppen. In der Arbeitsgruppe "Stadtentwicklung, Unterbringung und Wohnen" sprach Renate Hirsch unter anderem mit dem Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und der baden-württembergischen Integrationsministerin Bilkay Öney. Die Frage der Unterbringung von Flüchtlingen empfindet Renate Hirsch wie viele ihrer Fachkollegen oft als Notfallmanagement, nicht als strukturierte Entwicklungsarbeit. So fehle zum Beispiel häufig die Vorbereitungs- und Planungszeit und die Finanzen seien knapp.

Zurück in der Flüchtlingsarbeit

Nach der Veranstaltung in Berlin hat Renate Hirsch wieder ihre tägliche Beratungsarbeit für Flüchtlinge aufgenommen. In dieser Woche begleitete sie zum Beispiel eine syrische Familie bei der Wohnungssuche. – Was sie aus Berlin mitnimmt? "Das Gefühl dazuzugehören", sagt Renate Hirsch. "Wir gestalten mit, die Themen werden nicht von oben vorgegeben."

Bericht der Robert Bosch Stiftung 

Fotos: Max Lautenschläger / Robert Bosch Stiftung