In der stationären Wohngruppe der Jugendhilfe in der Oberlinstraße leben Jugendliche zwischen 15 und 22 Jahren miteinander, erfuhr Maria Loheide, Sozialpolitische Vorständin der Diakonie Deutschland, bei ihrem Besuch in Reutlingen am 2.Juli 2024. Das Alter von 22 Jahren ist die Grenze zwischen jugendlich und erwachsen. An dieser Stelle ändert sich die Zuständigkeit innerhalb der Hilfebereiche. Es ist der Übergang von der Jugendhilfe in die Eingliederungshilfe. Lebt ein Erwachsener in einer Einrichtung der Jugendhilfe, muss geklärt werden, welcher Hilfebereich die Kosten übernimmt. „Reden die beiden Leistungsträger miteinander?“, wollte Maria Loheide wissen. „Das klappt hier in Reutlingen ganz gut“, sagte Birgit Gnannt, Wohngruppen-Mitarbeiterin. Der Übergang von einem in den anderen Hilfebereich kann für Klientinnen und Klienten eine Herausforderung sein und zu Rückschritten führen.

Herausforderungen der praktischen Arbeit benannt

Den Besuch der Diakonie-Vorständin, die aus Berlin angereist war, nutzten die Geschäftsfeldleitungen der BruderhausDiakonie, um auf Herausforderungen in der praktischen Arbeit aufmerksam zu machen. Angesprochene Themen waren unter anderem fehlender barrierefreier und bezahlbarer Wohnraum für Menschen mit Behinderung, die notwendige Verzahnung unterschiedlicher Hilfebereiche, drohende Diskriminierung von Menschen mit Behinderung und ausländischer Herkunft bei der Einbürgerung sowie die Notwendigkeit einer grundsätzlichen Pflegereform, die Wohnformen, Finanzierung und Personaleinsatz klärt. Die Vorstände Dr. Tobias Staib, Prof. Dr. Bernhard Mutschler und Andreas Lingk begründeten ihre Kritik damit, dass nach dem Aktionsplan inklusiver Arbeitsmarkt des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales keine konkreten Maßnahmen folgten.

Gute Rahmenbedingungen ermöglichen

Ein Rundgang über das Gaisbühl-Gelände mit Kreativwerkstatt, Bioland-Hof, Seniorenzentrum, Oberlinschule und Wohngruppen schloss den Besuch der Diakonie-Vorständin ab. „Ich fand den Besuch sehr erhellend“, sagte Maria Loheide. Es sei wichtig von der Bundesebene aus in die Einrichtungen zu gehen, um dann in Berlin gute Rahmenbedingungen für die Arbeit vor Ort zu ermöglichen. Als Komplexträger, der mehrere Hilfebereiche abdeckt, könne die BruderhausDiakonie den Menschen flexible Angebote machen, sagte Loheide. Beeindruckt hatten sie die Kreativwerkstatt, in der sie lange mit Beschäftigten sprach, und das Bioland Hofgut Gaisbühl mit der Lebensmittelproduktion.

Foto im Detail (von links):
Benedikt Walzel, Referent für politische Kommunikation Diakonie Deutschland, Imke Elliesen-Kliefoth, Persönliche Referentin der Diakonie-Vorständin, Klaus Fischer, Geschäftsfeldleitung Arbeit und Berufliche Bildung BruderhausDiakonie, Maria Loheide, Sozialpolitische Vorständin der Diakonie Deutschland, und Marc Böhringer Regionalleitung Altenhilfe Reutlingen.